Warten auf Godot - Theater in der Josefstadt
foto: Theater in der Josefstadt

Stefan Jürgens als Pozzo im Theater in der Josefstadt

Samuel Beckett breitet in seinen Theatertexten die Absurdität des Seins vor uns aus. Godot wird nicht kommen, obwohl alle auf ihn warten. Claus Peymann inszeniert den Klassiker in Wien.

Warten auf Godot von Samuel Beckett
in der Übersetzung aus dem Französischen von Elmar Tophoven, 1953
Regie: Claus Peymann, Bühne: Paul Lerchbaumer, Kostüme: Su Bühler, Licht: Ulrich Eh, Dramturgie: Jutta Ferbers.
Mit: Bernhard Schir, Marcus Bluhm, Nico Dorigatti, Stefan Jürgens.
Premiere am 14. Dezember 2023

Theater in der Josefstadt

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Kritikenrundschau

Peymann bleibe nah am behutsam gekürzten Text, lausche auf Becketts Nuancen und die schrägen Melodien von Widerspruch und Wiederholung, so Hubert Spiegel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (16.12.2023). "Er folgt dem Spiel von Anziehung und Abstoßung, Zärtlichkeit und Gewalt zwischen den beiden Landstreichern und arbeitet die Kinderfragen und Kinderängste heraus, die das Stück durchziehen. Und zugleich horcht er jenen Ängsten nach, die Kinder noch nicht kennen, den Erwachsenenängsten vor Alter, Krankheit, Tod." Peymanns Godot sei Handarbeit. "Man mag das bieder nennen, puristisch oder auch konventionell." Aber es habe auch etwas Unerschütterliches.

Im Allgemeinen bleibe Peymann dem Text erfreulich treu, findet Thomas Kramar in der Presse (16.12.2023) Von dekonstruktivistischen, sprich: destruktiven Eingriffen halte Peymann nichts. "Auch darum ist seine Inszenierung von 'Warten auf Godot" so gelungen."

"Der heftig beklatschte Abend ist ein Gruß aus vergangener Zeit, als solcher aber stimmig", schreibt Margarete Affenzeller im Standard (16.12.2023). Den Schauspielern schaue man gerne zu. Nach der Pause verliere der Abend an Elan, "sodass das Clownspiel zunehmend einer nostalgischen Übung gleicht, auch dann, wenn Peymann beim Stichwort 'die Welt, ein Massengrab' kurz Kriegsgeheul aufdrehen lässt."

Die Chemie stimme zwischen den Schauspielern, findet Wolfgang Kralicek in der Süddeutschen Zeitung (16.12.2023) "Man könnte dieses Paar aber auch ganz anders, viel brutaler inszenieren." Die zweieinhalb Stunden könnten durchaus lang werden. "Es ist aber immer wieder auch schön zu sehen, wie ungebrochen Peymann immer noch ans Theater glaubt. Vieles an diesem auch nostalgischen Abend erinnert an frühere Zeiten."

Am Ende bleibe der deprimierende Eindruck: "Wir sind alle nur willenlose Clowns in einem schrecklich komischen, sinnlosen Leben, dem wir nicht entkommen können", schreibt Guido Tartarotti im Kurier (16.12.2023). Einmal zeige Peymann, dass auch andere Interpretationen möglich wären: "Da wird Kriegslärm eingespielt, hört man Hubschrauber und Detonationen und sieht den Schein von Explosionen." Mit einem Fingerschnippen stelle Wladimir das ab und licht- und tontechnisch die Ausgangssituation her. "Und die heißt: Theater. Wir spielen Leben. Wir spielen Warten." Und gespielt werde ausgezeichnet. Allerdings sei der Abend zu lang.

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